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zu Strecke und Fahrplan

10.03.2017  Vor 40 Jahren am 10. März Bahnbetriebsunfall auf der Selketal­bahn – Anmerkungen zum Artikel in der MZ

Vor 40 Jahren ereignete sich auf der Selketal­bahn ein größerer Bahn­betriebs­unfall. Mit einem Artikel erinnert die Mitteldeutsche Zeitung (MZ) an dieses Ereignis.
Der MZ-Artikel enthält viele falsch benutze Begriffe, sachliche/fachliche Falsch­aus­sagen und zweifelhafte Aussagen.
Nachfolgend erhalten Interessierte Detailinformationen.
Das Zusammenhängen mehrerer Sätze mittels Komma zu so genannten Kettensätzen ist ein schlechter Schreibstil.

In der reißerischen Überschrift steht:

Zugunglück 1977 der Selketal­bahn Fataler Fehler führte zur Katastrophe

Die Überschrift ist unpassend, weil:

  1. An dem Bahn­betriebs­unfall war kein Zug sondern eine Rangierabteilung beteiligt.(kein „Zugunglück“)
  2. Bei dem Bahn­betriebs­unfall erlitt zum Glück nur das Lokpersonal geringen Personenschaden. Es ist fragwürdig, den Bahn­betriebs­unfall angesichts der Sachschäden als Katastrophe zu bezeichnen.
  3. Es liegt im einzenem Ermessen, ob der Sachschaden hoch war. Es wurden Güterwagen verschrottet. Malletlok 99 5901 wurde mit enormen Auffand geborgen und zur Reparatur gebracht, weil sie als Museumslok des Verkehrsmuseums Dresden (VMD)
  4. Am 04.10.1974 gab es auf der Selketalbahn am Klosterkopf1 bei Alexisbad einen Bahn­betriebs­unfall. Es entgleisten infolge Spurerweiterung2 fünf Wagen. Reisende erlitten Schaden – zum Glück nur Prellungen und Schürfwunden.
    Die Bergung der entgleisten Wagen war aufgrund der örtlichen Gegebenheiten kompliziert.
    Die Schäden an den Wagen KBi 900-452 und KBDi 902-301 waren so groß, dass sie verschrottet wurden.
    Der Reisezugverkehr wurde erst am 01.05.1975 wieder aufgenommen.
    Da ein Zug betroffen war, ist der Bahn­betriebs­unfall am 04.10.1974 eher das größte Zugunglück auf der Selketalbahn.
  5. Im Heft „Selketal-Damof“ Nr. 51 (03/2009) berichtet Siegmar Frenzel über den Unfall am Klosterkopf.

Unter dem ersten Bild steht:

Am 10. März 1977 kam es zum bis dahin schwersten Zugunglück auf den Gleisen der Selketal­bahn.
Foto: Siegfried Frenzel

In den Anmerkungen zur Überschrift wurde bereits der nicht korrekte Begriff Zugunglück moniert.
Das „schwerste“ Unglück auf der Selketalbahn war eher der Unfall am 04.10.1974. Das Foto hat nicht „Siegfried Frenzel“ sondern Siegmar Frenzel aufgenommen.

4. Absatz

Darum fuhr er noch einmal gegen 10.30 Uhr zu dem verunglückten Zug.

Auch wenn der Unfall sich auf der freien Strecke ereignete, war es kein „Zug“ sondern eine aus dem Bahnhof Harzgerode „entlaufene“ Rangierabteilung.

5. Absatz

Die Lok - eine damals 80 Jahre alte „Mallet“ - war in der Kurve von der Schiene gekippt und einen Abhang hinuntergerutscht …

Der Unfall ereignete sich nicht in einer „Kurve“ sondern in einem (Gleis-)Bogen.3
Die Lok ist nicht einfach so vom Gleis gekippt. Zuerst ist sie entgleist und geriet so neben das Gleis. Durch die schräge Böschung des Bahndamms kippte die Lok dann um.

9. Absatz

Laut Endisch vergaßen der Zugführer und das Lokpersonal beim Zusammenkoppeln mehrerer Waggons, diese an die Bremsdruckleitung des Zuges anzuschließen.

Der Begriff „Bremsdruckleitung“ gehört zu Straßenfahrzeugen aber nicht zu Eisenbahn­fahr­zeugen. „Bremsleitung“, „Luftleitung“ oder konkret „Saug­luft­leitung“ wären zutreffender.

10. Absatz

Die Strecke in Richtung Alexis­bad sei abschüssig, und der viele Tonnen schwere Zug [Anm.: kein Zug sondern Rangierabteilung] mit der Kraft der Lok allein nicht mehr zu bremsen gewesen.

11. Absatz

Die Zugbesatzung [Anm.: keine Zugbesatzung sondern Eisenbahner] tat, was getan werden musste …

12. Absatz

Der Dampfzug [Anm.: kein Dampfzug sondern Rangierabteilung]raste führerlos den Berg in Richtung Alexis­bad hinab und wurde für kurze Zeit zum Schnellzug. In der Kurve [Anm.: keine Kurve sondern (Gleis-)Bogen] vor dem Bahnübergang …

13. Absatz

Der Unfall hätte auch als Katastrophe enden können.

Zum Glück war ihr Waggon noch nicht angekoppelt, als der Zug [Anm.: kein Zug sondern Rangierabteilung] führerlos bergab donnerte.

Trotz dieser Aussage schreibt der Autor des Artikels in der Überschrift und an weiteren Stellen von Katastrophe.



Der Klosterkopf ist ein Fels. Beim Bau der Bahnstrecke wurde bei ca. km 12,86 ein Felsdurchbruch geschaffen. Vom Bahnübergang an der Klostermühle (Eingang in das Friedenstal) ist der Felsdurchbruch ca. 600 m in Richtung Mägdesprung entfernt.
Zu der Spurerweiterung war es gekommen, weil die DR kaum noch Oberbau­instandhaltungs­maßnahmen durchführte. Laut Generalverkehrsplan der DDR von 1966 sollte die Selketalbahn Anfang der 1970er Jahre stillgelegt werden.
Da die Eisenbahn ein spurgeführtes Verkehrsmittel ist, spricht man bei gekrümmten Gleisen von Bögen. Nur im Bezug auf die Verbindung von zwei Bahnstrecken spricht man von Verbindungs-Kurve.

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